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„Konsequent etwas anderes“ – Interview mit Architektin Julia Kick
100 Häuser

„Konsequent etwas anderes“

Aufgabe
Text/Organisation
Fotos
Darko Todorovic,
NUSSBAUMER PHOTOGRAPHY
Grafik
rosebud
Cristina Bianchi, 
Andreas Rubatscher

Als wäre es immer schon da gewesen, so selbstbewusst präsentiert sich das „Oeconomiegebäude Josef Weiss“ von Architektin Julia Kick nun wieder der Stadt. Vielleicht, weil es auch nach den Renovierungen bleiben durfte, wie es war. Von der Patina bis zur Raumstruktur. Alles beim Alten, aber mit ehrlichen Erneuerungen.

Nur zum Verständnis – es handelt sich bei dem Objekt um einen Gebäudekomplex. Von dir umgebaut wurde nun aber „nur“ das Wirtschaftsgebäude?

Genau. Am Bahnhof befindet sich das „Hotel Weiss“. Der Südtiroler Josef Weiss hat dieses Gebäude Ende des 19. Jahrhunderts als seine Privatvilla errichtet, dann Zimmer vermietet und das Hotel etwas abseits mit den Weinkellern und einem Wirtschaftsgebäude ergänzt. Daraus resultiert auch die heutige Nähe dieser beiden Gebäude. Die „Weinkellerei“ wurde bereits 2001 von einem Bauträger saniert. Darin finden sich zwei Ärzte, ein Friseur mit Kosmetikstudio und eine private Wohnung. Für das Wirtschaftsgebäude gab es zwar immer wieder unterschiedliche Pläne, realisiert wurde aber keiner. Zuletzt wurde es als Lagerfläche genutzt.

Ich habe gelesen, das Wirtschaftsgebäude war „Liebe auf den ersten Blick“ – wie bist du zu dem Objekt gekommen?

Irgendwie hat man diese Häuser immer gekannt. Sie sind sehr markant und Dornbirn ist nicht so groß. Das Wirtschaftsgebäude ist aber nie so richtig ins Auge gestochen. Ein Makler hat uns auf das Objekt aufmerksam gemacht. Dann ging alles sehr schnell.

War es schon zuvor ein Wunsch, im Bestand zu bauen? Oder hat sich das mit dem Objekt ergeben?

Im Vorfeld waren eigentlich nur zwei Dinge klar: Das Raumprogramm sollte Arbeiten und Wohnen verbinden und es sollte etwas Altes oder zumindest ein Bestand sein. Im Wirtschaftsgebäude konnten wir beides verbinden.

Gibt es im Herangehen an den Gestaltungsprozess Unterschiede, wenn man im Bestand baut?

Natürlich. Der gravierendste Unterschied – zumindest, wenn man den Anspruch hat, dass vom Alten noch etwas übrig bleibt – ist die Rücksicht, die man auf den Bestand nehmen muss. Für uns war zum Beispiel von Anfang an klar, dass gewisse Elemente unbedingt bleiben müssen. Um diese Elemente plant man dann herum.

Und macht es einen Unterschied, selbst der Bauherr zu sein?

Die Ideen wandern vom Kopf direkt auf das Papier. Sie machen keine Umwege über Dritte. Das beschleunigt den Prozess wesentlich. Außerdem kann man sich ganz andere Dinge trauen. Die Risiken und Nebenwirkungen kennt man nicht, daher könnte man bei einem externen Bauherrn keine Garantie geben. Wenn man selbst der Bauherr ist, kann man die Verantwortung aber selbst tragen. Man lebt schon mit dem einen oder anderen Experiment im Haus.

Kannst du mir ein Beispiel für so ein Experiment geben?

Eigentlich ist der gesamte Holzboden im oberen Geschoss ein Experiment. Wir haben die alten Dielen rausgenommen, gereinigt und wieder eingesetzt. Auf einen Estrich haben wir verzichtet. Dieser hätte viel Feuchtigkeit in den Aufbau eingebracht und hätte zusammen mit den alten Dielen nicht funktioniert. Der Schallschutz ist nun relativ schlecht und auch in der Nasszelle könnte der fehlende Estrich ein Problem werden. Wir wissen aber, was wir da drunter haben, können Rücksicht nehmen und die Verantwortung übernehmen.

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Ein Danke.

Dank an Architektin Julia Kick.